Bei einer kleinen Umfrage in meinem Bekanntenkreis zeigte sich, dass viele Menschen sich zur Zeit unruhig, depressiv, hilflos, traurig, verzweifelt, aber auch wütend fühlen und nicht gut schlafen.
Die Bilder der Kriege in der Ukraine und in Nahost belasten, dazu kommen Spannungen vor Ort in der Schweiz. Wie kann man da den inneren Frieden suchen, finden und bewahren? Wie soll denn dieses Jahr eine Stille Nacht möglich werden?
Ich möchte mit Ihnen einige meiner Erfahrungen teilen: Aus der Resilienzforschung wissen wir, dass es in solchen Zeiten hilfreich ist, die Situation zu akzeptieren, Verantwortung zu übernehmen, sich mit anderen Menschen zusammen zu tun und die Hoffnung zu stärken. Die Glaubenspraxis hat da durchaus Hilfen anzubieten.
Niemand braucht ein Held, eine Heldin zu sein. Es muss uns nicht immer gut gehen, und es hilft, dies auch zuzugeben auf Nachfrage. Die Fassade zu halten kostet viel Energie, die man anderweitig brauchen kann.
Frieden finden
Psalm 121 begleitet mich durch mein Leben und ich kann ihn auswendig. Der Text ist immer bereit in mir.
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Er erinnert mich daran, dass ich auf eine unerschütterliche, kreative Hilfe setzen kann. Auf
den Ewigen, der schon so unendlich viel Grosses geschaffen hat. Ich habe diese Hilfe selbst früher immer wieder erlebt – und viele vor mir, die Bibel erzählt viele Geschichten davon.
Das stärkt mein Vertrauen, dass wir auch jetzt nicht verlassen sind. Auch wenn ich manchmal ein leises Fragezeichen hinter den Text in mir spüre.
Wer die Augen zu den Bergen «aufhebt», also hinaufschaut, der sieht mehr, hat einen grösseren Horizont, und atmet auch leichter! Tiefer Atem hilft gegen Angst und Verkrampfung. Singen hilft ebenfalls atmen und gegen Stress – das Ergebnis ist irrelevant.
In Bewegung bleiben
Eine weitere Übung ist das Geh-Bet. Das innere, unhörbar gesprochene Gebet, das Herzensgebet, ist eine uralte Tradition. Es kann der kleine Satz «Mein Jesus, Barmherzigkeit», oder «auf dich, oh Herr, vertraue ich, in deine Hände lege ich mein Leben» sein. Ich gehe dabei (nicht zu schnell), und verteile den Satz auf Atemzüge. Etwa Einatmen, «auf dich oh Herr», ausatmen «vertraue ich», einatmen «in deine Hände» ausatmen «lege ich mein Leben». Das hilft beim ruhigen Atmen, stärkt das Vertrauen und Bewegung baut Stress ab.
Ein geregelter Tagesablauf ist in solchen Zeiten wichtig, auch das gesunde Essen. Kochen entspannt und tut gut – besonders, wenn man es gemeinsam tut. FreundInnen einladen hilft, Austausch entspannt. Auch der Gottesdienst ist ein Gemeinschaftserlebnis, das stärken und ermutigen kann! Nicht zu vergessen die Musik.
Ich bin zurzeit mit FreundInnen und Familie im häufigen Kontakt per Mail und sms.
Wir telefonieren auch mehr miteinander, hören einander einfach zu, stehen einander bei.
Die Flut der Bilder überfordert – ich habe meinen Medienkonsum beschränkt, überlege genau, wann und wo ich mich informiere, suche verlässliche seriöse Quellen. Besonders das Internet ist mit Vorsicht zu geniessen! Ich überlege gut, was ich weiterschicke an andere. Denn das Gebot, keine Lügen zu verbreiten, gilt hier auch.
Frieden bewahren
Frieden ist nichts, was man als Vorrat einlagern kann. Er muss immer wieder gesucht und gefunden werden. In unserer Familie wird über Generationen ein Lied als Stärkung weiter gereicht, viele können mehrere Strophen auswendig. Es ist das alte Lied «Befiehl du deine Wege» und wurde schon gemeinsam auf dem Weg in den Operationssaal, am Sterbebett, vor Prüfungen, in Bombennächten und Verfolgung gesungen.
Befiehl du deine Wege/und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege/dess›, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden/gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden,/wo dein Fuss gehen kann.
Vielleicht haben auch Sie einen solchen «tragenden» Text? Ein Lied, Gebet? Was hilft Ihnen
in diesen dunklen Tagen? Ich würde mich freuen, wenn Sie mir dies schreiben würden,
an: christiane_faschon@yahoo.de.
Ich würde dann gern eine Zusammenstellung davon hier (anonymisiert) veröffentlichen,
damit wir einander unterstützen können.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Advent und das Lied der Engel in der Heiligen Nacht.
St. Gallen, Ende November 2023 von Christiane Faschon